Die Gründung des Metropolis Kinos

Kulturelle Defizite

Versetzt man sich für einen Moment mit kultureller Hingabe in das Hamburg der 1970er Jahre, kommt einem plötzlich wieder zu Bewusstsein, was damals alles an dieser Stadt noch fehlte: Es gab keine Deichtorhalle für Ausstellungen aktueller Kunst und kein Haus der Photografie in der anderen Deichtorhalle, es gab keine Galerie der Gegenwart und kein lebendiges Literaturhaus, weder die anziehungskräftige Ansammlung privater Galerien wie heute auf der Fleetinsel noch das attraktive Bucerius Kunst Forum, gar nicht zu reden vom quirlig-vielseitigen Kampnagel – und es gab kein unabhängiges Kino: schwerwiegende Defizite in allen künstlerischen Sparten diesseits der etablierten staatlichen Bühnen. Mit anderen Worten, es musste noch viel getan werden, um die Stadt kulturell an die Gegenwart heranzuführen und auf die Höhe der konkurrierenden Städte zu bringen; vorbildlich aktiv mit der Gründung und prominenten Ansiedlung wichtiger Kunstinstitutionen war damals Frankfurt am Main.

Angesichts der Tatsache, dass das unabhängige (kommunale) Kino Metropolis 1979 von Filmmachern und interessierten Bürgern der Stadt gegründet wurde, stellt sich die Frage, wer eigentlich hinter den anderen neuen Institutionen stand und wer sie ins Leben rief. Es waren, generell gesagt, bürgerliche Initiativen, sei es von Stiftungen (die Körber-Stiftung für die Deichtorhallen oder die Zeit-Stiftung mit dem Bucerius Kunst Forum und dem Literaturhaus) oder von Mäzenen (Hans-Jochen Waitz für die Fleetinsel), sei es von literatur- oder theaterbegeisterten Gruppen mit ihren erneuernden Ideen und ihrem kulturpolitischen Druck (Kampnagel, Literaturhaus). Die Galerie der Gegenwart war eine Großtat der Stadt, die aber auf Forderungen der Kunstszene seit den frühen 1980er Jahren basierte. So standen wir, als wir das Metropolis gründeten, da sich auch etwa die Kunsthalle und die Universität bürgerlichem Engagement verdankten, in einer hanseatischen Tradition, und nun ergriffen wir mit unserem Verein aktuell die Initiative, weil es sonst niemand tat. Aber wie in fast all diesen Fällen - von der Kunsthalle aus dem Jahr 1869 bis zum Literaturhaus und den Deichtorhallen aus dem Jahr 1989 - sah sich die Stadt bald genötigt, ihren Beitrag dazu zu leisten und die Existenz der jeweiligen Institution ganz oder weitgehend zu sichern.

Film in Hamburg

Und das Kino in Hamburg? Es existierte zwar schon seit 1970 das Abaton, das der aus dem Kreis der Hamburger Filmmacher hervorgegangene Werner Grassmann höchst verdienstvoll betrieb. Aber auch dieses Programmkino hatte und hat sich, weil es eine kommerzielle Einrichtung ist, nach dem Markt zu richten. Ansonsten war das vergnügliche, spannende, Augen öffnende und zuweilen widerständige Kino als kulturelles und künstlerisches Ereignis ausgeblendet. Wurde im normalen Kino mal ein alter Film gezeigt, dann, so erinnere ich mich immer noch aufgebracht, gern im verkehrten Tempo oder in verregneten Kopien, vor allem aber mit verfälschenden Schnitten (man denke nur an die deutsche Casablanca-Version mit den schwerwiegenden politischen Eingriffen, aber auch an die häufigen Verluste durch provisorisches Zusammenkleben nach einem Filmriss).

In dieser Zeit war aber die Hamburger Filmszene besonders auf dem experimentellen Sektor äußerst rege und wirksam. 1968 gründete man die Hamburger Filmmacher Cooperative, die im selben Jahr zum ersten Mal die Hamburger Filmschau organisierte. In der Cooperative fanden sich zusammen: Hellmuth Costard, Heinz Emigholz, Werner Grassmann, Helmut Herbst, Werner Nekes, Dore O., Thomas Struck, Klaus Wildenhahn, Franz und Ursula Winzentsen, Klaus Wyborny. Als Geschäftsführer fungierte Alfred Hilsberg. Die Cooperative wurde rasch zu einem international anerkannten Forum für den unabhängigen („nichtkommerziellen“) Film. Hier war die Avantgarde der Zeit versammelt. Nirgendwo sonst in der Bundesrepublik gab es eine so dichte Szene der filmischen Neuerungen.

Initiative für Filmkultur

Von den Filmmachern ging auch die erste Initiative aus. Hellmuth Costard machte 1976 die freiwerdenden Räume des Kindertheaters Klecks im Karolinenviertel aus und bahnte eine Zusammenarbeit mit dem Arsenal in Berlin an, um Filme zu präsentieren, die ansonsten nicht in Hamburg gezeigt wurden. Kultursenator Dieter Biallas konnte für diese Pläne gewonnen werden, die sich jedoch zerschlugen, als an der Stelle des Kleks das private Klick-Kino eingerichtet wurde (dessen Erfolg bald ausblieb). Die Filmmacher waren es dann auch, die – zunächst nachdrücklich auf der Filmschau 1976 im Abaton – nach einer kontinuierlich arbeitenden Spielstelle verlangten. Sie sollte städtisch finanziert sein wie die Öffentlichen Bücherhallen oder die staatlichen Theater, sich also unabhängig dem Film als künstlerischem und informativem Medium widmen.

Wir kamen – ich hatte 1973 die Leitung des Kunstvereins in Hamburg übernommen – auch deshalb zusammen, weil ich zuvor im Stuttgarter Kunstverein bereits Filme unter anderem von Hellmuth Costard, Werner Nekes und anderen Hamburgern gezeigt hatte, aber auch weil meine Frau (die im Kino aufgewachsen ist) und ich gemeinsam mit Freunden in Stuttgart ein Kommunales Kino gegründet, also ein wenig Erfahrung auf diesem Sektor hatten. Unsere Treffen fanden fortan im Kunstverein statt, damals noch hinter der Kunsthalle gelegen.

Die Akten besagen, dass sich im April 1977 etwa 15 Filminteressierte zusammensetzten, um die Gründung eines Vereins als Träger des künftigen Kommunalen Kinos vorzubereiten. Die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung befürchtete in einer Stellungnahme, ein solches Kino könne zu „einer öffentlich subventionierten ‚Hobbythek‘ eines kleinen Kreises verwöhnter Cineasten werden“, was allerdings in der Kulturbehörde als „Ignoranz“ abgetan wurde. Aus Kreisen der regierenden SPD wurde uns gleichwohl signalisiert, angesichts der Dominanz der Filmmacher werde der medienpädagogische Aspekt zu kurz kommen, daher sei es ratsam, Persönlichkeiten aus dem Medienbereich in Hamburg für das Projekt hinzu zu gewinnen.

Die Akten besagen auch, am 13. Juni 1977 habe die Gründungsversammlung der Initiative Kommunales Kino mit 29 Teilnehmern stattgefunden, u. a. den Filmmachern Hellmuth Costard, Theo Gallehr, Helmut Herbst, Rüdiger Neumann, Gerd Roscher, Thomas Struck, Bernd Upnmoor, Walther Seidler und Klaus Wyborny. Aber es hatten sich mittlerweile auch führende, prominente Medienleute für die Initiative gewinnen lassen, so der Leiter der Öffentlichen Bücherhallen Friedrich Andrae, der Deputierte aus der Schulbehörde Klaus Ecker, Manfred Hilpert von der Rundfunk-Fernseh-Film-Union, Gerd Kairat vom NDR-Fernsehen, die Fernsehregisseure Rolf Hädrich und Egon Monk, der einflussreiche SPD-Deputierte Martin Meier-Siem, der Leiter der Volkshochschule Kurt Meissner, der Filmkritiker Alfred Nemeczek, der Intendant des NDR Martin Neuffer, der Chef von Studio Hamburg Guyla Trebitsch und Peter Wehr von der damaligen Fachhochschule für Gestaltung.

Die meisten dieser Amtsträger gehörten der SPD an, waren also als Fürsprecher bei den Beratungen in der Deputation, im Senat und in der Bürgerschaft von größter Bedeutung. Die Ausgangssituation war damit ideal: Die Filmmacher mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen traten gemeinsam mit maßgeblichen Persönlichkeiten der Stadt auf, die fachliche mit der politischen Medienkompetenz: eine bezwingende Koalition.

In den dreiköpfigen Vereinsvorstand wurden 1977 Hellmuth Costard, Helmut Herbst und ich gewählt (ich schied Ende 1984 aus, weil ich Hamburg aus beruflichen Gründen verließ). Auch bei den alljährlichen Neuwahlen behielten die Filmmacher im Vorstand lange Zeit die Mehrheit. Die Sitzungen waren offenbar auch für erfahrende Experten aufschlussreich. Jedenfalls berichtet der Gründer und Chef des Arsenal in Berlin Ulrich Gregor in der 1999 von der Kinemathek Hamburg herausgegebenen Broschüre „20 Jahre Kommunales Kino Metropolis“: „Zu meinem schönsten Erinnerungen gehören die Vorbereitungstreffen für die geplante Einrichtung eines Kommunalen Kinos Hamburg, zu denen ich in den frühen siebziger Jahren von Berlin aus mehrfach anreiste … Es war so viel Hoffnung lebendig, so viele Pläne wurden geschmiedet.

Die Gründung

Das Ziel des Vereins sei es, heißt es in der Satzung, „das Verständnis für Film und andere audiovisuelle Medien als künstlerische und informative Medien zu wecken, filmhistorische Kenntnisse zu vermitteln, praktische Medienarbeit zu unterstützen und Aspekte der Filmkultur ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen.“ Vorbilder für solche filmkulturelle Arbeit waren das 1970 in Berlin an den Start gegangene Arsenal und das 1971 in Frankfurt am Main eröffnete Kommunale Kino sowie das seit 1963 in München als Teil des Stadtmuseums fungierende Filmmuseum.

Es gab zunächst einiges Hin und Her zwischen dem Verein und der Kulturbehörde, weil Senator Dieter Biallas (FDP) gegen ein festes Haus war, man scheute die Einrichtung einer dauerhaft zu finanzierenden neuen Institution. Die kommunale Filmarbeit solle sich dezentral abspielen und an die Volkshochschule, ein privates Programmkino oder andere Einrichtungen mit einem Saal angeschlossen werden (diese Argumentation entsprach der damals vorherrschenden Stadtteilpolitik des Koalitionspartners SPD). In einem Gespräch mit dem Ersten Bürgermeister Hans-Ulrich Klose im August 1977 stellte sich allerdings heraus, dass er wie wir ein festes Haus bevorzugte. Nach einigem Wirbel erklärte Biallas am 8. Dezember, er werde sich für die von der Initiative erbetenen DM 260.000,- für die Arbeit des Kommunalen Kinos einsetzen, wenn die SPD mitmache. Der Vorstand der Initiative erklärte, dafür werde er sich einsetzen. Zwei Tage zuvor hatte die erste WOCHE DES KOMMUNALEN KINOS IN HAMBURG zur Demonstration der Machbarkeit einer solchen Einrichtung begonnen.

Um noch einen Moment bei der Finanzierungsfrage zu bleiben: Die städtische Entscheidung zog sich hin bis Biallas nach Wahlen für die Bürgerschaft im Juni 1978, bei denen die FDP an der Sperrklausel scheiterte, von Wolfgang Tarnowski (SPD) abgelöst wurde. Der sicherte die Mittel alsbald im Senat: DM 100.000,- Übertrag von 1978 und DM 226.000,- für 1979. Hier muss hinzugefügt werden, dass die Initiative wie überhaupt die Kunstfreunde der Stadt in der Kulturbehörde einen einzigartigen, kundigen, verständigen Mittler hatte, nämlich Martin Peters, Regierungsdirektor. Den offiziellen Drucksachen und Stellungnahmen sieht man noch heute seine (wenns nötig war: unbürokratische) Handschrift an. In allen künstlerischen und kulturellen Belangen stand er für viele Jahre stets fördernd auch auf der Seite der Künstler und ihrer Fürsprecher.

Jedenfalls folgte die Bürgerschaft dem Vorschlag des Senats im Februar 1979 wegen der besonderen Bedeutung der unabhängigen Filmarbeit für die Stadt. Damit stand der Gründung des Kommunalen Kinos Hamburg nichts mehr im Weg. BILD sah ein „Senats-Kino“ voraus, einen staatseigenen Betrieb, als käme der Sozialismus nun endgültig über die Stadt.

Eine kleine Anmerkung: Anfangs klang der Begriff „Kommunales Kino“ ungelenk und bürokratisch, jedenfalls ganz und gar unkünstlerisch. Doch wurde er im Lauf der Zeit zu einem selbstverständlichen, qualitativen Gattungsbegriff. Das Metropolis aber ist genau genommen keine städtische, es ist eine unabhängige Einrichtung. Denn es wird nach wie vor von einem Verein (jetzt: Kinemathek Hamburg e. V.) getragen, der allerdings von der Freien und Hansestadt Hamburg gefördert wird.

Die programmatische Woche

Vom 6. bis 11. Dezember 1977 fand als Probelauf die WOCHE DES KOMMUNALEN KINOS IN HAMBURG statt, und zwar im Klick in der Glashüttenstr. 115. Das Programm hatten Mitglieder der Initiative entworfen, durchgeführt wurde es von dem rührigen Walther Seidler, dem langjährigen Chef der Hamburger Filmschau. Es war ausdrücklich an ein Ausblick auf das Kommunale Kino geplant, daher die programmatische Vielfalt: publikumsattraktive Filme mit Hans Albers, frühe Hamburger Filme mit der Wiederentdeckung von Werner Hochbaum durch Gerd Roscher, Filme für türkische Mitbürger von Yilmaz Güney, neue Experimente aus der Hochschule für bildende Künste Hamburg und besondere Filme für Kinder von Gerhard Lamprecht, Howard Hawks oder Hark Bohm. Hinzu kamen ein Vortrag von Klaus Wyborny über abstrakten Film, ein philippinischer Film („dritte Welt“), eine Trickfilmwerkstatt u. a. mit Helmut Herbst und Franz Winzentsen, ein Gastspiel des Berliner Arsenal mit Ulrich Gregor sowie natürlich eine Diskussion mit erfahrenen Fachleuten aus Berlin und Frankfurt über die Möglichkeiten kommunaler Filmarbeit – ein wahrhaft vielgestaltiges und in unterschiedlichste gesellschaftliche Richtungen attraktives Programm.

Der Erfolg war größer als erwartet. Insgesamt zählte man 2000 Besucher in 30 Vorstellungen – sehr beachtlich für den allersten Anfang. Die Güney-Vorstellungen waren jedes Mal ausverkauft, was auch auf die enge Zusammenarbeit mit türkischen Organisationen zurückzuführen war. „Für viele der Zuschauer neu“, heißt es in einem zusammenfassenden Bericht der Initiative, „waren sicher die bei fast allen Filmen gegebenen kurzen Einführungen und anschließenden Diskussionen, wenn an der Produktion Beteiligte anwesend waren.“ Zu den Vermittlungsaktivitäten gehörten eine hektographierte Publikation (80 S.) mit genaueren Informationen zu den gezeigten Filmen sowie eine umfangreiche Dokumentation Materialien zum kommunalen Kino, bearbeitet von Walther Seidler und Gerd Roscher.

Das Gesamtprogramm erscheint auch im Nachhinein noch beeindruckend. Jedenfalls zeigte es mit historischen Filmreihen, Filmen für bestimmte Zielgruppen, Novitäten und medienpädagogischen Aktivitäten ziemlich genau an, was ein kommunales Kino in Hamburg im Unterschied zu anderen Kinos in der Stadt würde leisten können und dann auch tatsächlich Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt leisten sollte.

Wer macht es? Wo liegt es? Wie heißt es?

Da nunmehr feststand, dass es ein unabhängiges Kino in Hamburg geben werde, waren drei Grundfragen zu klären: Wer wird es künstlerisch und geschäftlich leiten, wo ist sein idealer Ort, und wie soll es heißen? Im Protokoll einer Mitgliederversammlung vom 6. Oktober 1978 liest man: „Einige Mitglieder schlagen Namen für das Kommunale Kino (‚Metropolis‘, ‚Projektion‘) vor.“ Und es wurde bei dieser Gelegenheit eine Findungskommission für die Leitung beschlossen (echter Kleinkram: für die Zeitungsanzeige fehlte das Geld, DM 400,-, deshalb bat ich Martin Neuffer und Guyla Trebitsch, uns jeweils DM 150,- zu leihen, den Rest legte ein Vorstandsmitglied drauf). Nach einer regulären Ausschreibung wurde Heiner Roß, der mit Ulrich Gregor am Arsenal in Berlin wirkte, einmütig als Geschäftsführer bestätigt. Darüber waren wir sehr froh, denn nun verfügte das Metropolis, um das man sich bislang nur ehrenamtlich gekümmert hatte, über einen professionell treibenden Geist. Heiner Roß nahm seine Tätigkeit am 1. Juli 1979 auf.

Als Spielort wurde zunächst wieder das Klick vorgesehen. Es gab auch Überlegungen, auf die geplante ‚Museumsinsel‘ zu ziehen, woraus dann die Galerie der Gegenwart wurde, aber in der Behörde rechnete man vor, dass ein eigener Bau für Kinozwecke dort rund eine Million DM kosten würde. Und es stand ja auch noch alles in den Sternen (die Galerie der Gegenwart wurde erst 1997 eröffnet!).

Mittlerweile passierte Überraschendes. Guyla Trebitsch konnte dem Kultursenator am 19. Juli 1979 mitteilen, er habe mit dem Betreiber des Filmkunsttheater Dammtor gesprochen, der bereit sei, sein Haus an die Kinoinitiative zu verpachten. Nach langwierigen Verhandlungen war der attraktive Standort in der Innenstadt nahe der Oper gesichert. Heiner Roß gab dem Kino den Namen Metropolis.

Allerdings mussten auf sein Betreiben neue Vorführanlagen installiert, der ursprüngliche Zustand des Saals hergestellt und schließlich auch der Eingangsbereich im Hinterhof freundlicher gestaltet werden. Das von Heiner Roß zusammengestellte Team bestand aus Michael Besser, der vom Kommunalen Kino Frankfurt kam und für die Technik verantwortlich war, Peter Bruntz als Vorführer, Herta Prigge und Angela Rüpke für die Kasse sowie Monika Puginier fürs Büro. Die Fahrdienste – Kopientransporte, Programmverteilung – übernahm ein Student namens Martin Aust (der das Metropolis schließlich – ab 2006 – leiten sollte). Im September 1979 war das Filmfest zu Gast, wobei man das technische und organisatorische Konzept ausprobieren konnte.

Eröffnung

Schließlich wurde das Metropolis am 13. Oktober 1979 eröffnet, natürlich mit dem legendären gleichnamigen Lichtspiel von Fritz Lang, und zwar in einer (schwer zu beschaffenden) weitgehend vollständigen, restaurierten Kopie und unter Musikbegleitung von Willy Sommerfeld. In einer dichten Folge – bis zu vier unterschiedliche Vorstellungen am Tag! – wurden weitere sonst nicht erreichbare Werke von Fritz Lang gezeigt, allesamt Klassiker: Dr. Mabuse, der Spieler, Die Nibelungen Teil 1 und 2, M – Mörder unter uns, Der müde Tod sowie eine Retrospektive des amerikanischen Dokumentarfilmers Les Blank. In der zweiten Woche stand ein ganz anderes, nunmehr aktuelles Thema im Zentrum: „Das Erbe des Kolonialismus“, dazu tschechoslowakische Filme.

Das unabhängige Kino Metropolis hatte seine reguläre Arbeit aufgenommen, ein großer kultureller Gewinn für die Stadt. Auch wenn es manchmal nervenaufreibende Verzögerungen im politischen Bereich gegeben hat – es bleibt doch erstaunlich, wie rasch die vollausgestattete Institution dank der Filmmacher, der engagierten Bürger und der im Grunde verständnisvollen Kulturpolitik zustande  kam: Im Sommer 1977 war die Initiative gegründet worden, Ende des Jahres fand der Probelauf statt, und zwei Jahre später funktionierte das Haus bereits. Und zwar erfolgreich. Nach zweieinhalb Jahren konnte man bereits den 50 000. Besucher begrüßen.

Die anderen Institutionen sollten folgen: 1985 Kampnagel, 1989 die Deichtorhallen und das Literaturhaus, 1990 die Fleetinsel, 1997 die Galerie der Gegenwart und 2002 das Bucerius Kunst Forum. Der Neuanfang für die Kultur war gemacht. Da konnte auch die Elbphilharmonie als endgültiges Zeichen des großen kulturellen Aufbruchs in Hamburg kommen.

Uwe M. Schneede